Wie ein Leben ohne Herd funktioniert
Von Hunger und kaltem Essen
Was? Du hast keinen Herd? Und auch keinen Ofen? Was bekommt dein Sohn denn bitte zu essen? Hast du kein schlechtes Gewissen? Das arme Kind! Diese und andere Kommentare habe ich schon oft gehört. Doch was bedeutet so ein Leben eigentlich? Ich möchte euch in diesem Beitrag erklären wie ein Leben ohne Herd funktioniert.
Ich möchte hier nur kurz zu den Anfängen der Idee zurück kommen, denn die Grundlage für diesen Weg, lag in der Neruodermitiserkrankung meines Sohnes, die er kurz nach dem Abstillen und seinen dritten Geburtstag bekam. Die Ärzte meinten mit einer Cortisonbehandlung haben auch Neurodermitiserkrankte ein schönes Leben. Cortison? Was? Nicht mit uns. Ich suchte nach Alternativen und siehe da, wer zurück zum Ursprung kehrt, braucht keine Medikamente. Mit einer veganen Ernährung heilte seine Haut fast gänzlich ab und ich merkte wie gut uns diese Ernährungsweise tut und dabei rutschte ich fast unbemerkt immer mehr in die vegane Rohkostschiene, die Küche blieb nun viel öfter kalt und es war für uns völlig ok. Den Entschluss, dieses auch mit aller Konsequenz durch zu ziehen, habe ich dann in meinen Urlaub auf den Philippinen getroffen und schwuppdiwupp, der Herd musste weichen und an seiner Stelle steht nun eine hübsche Kommode.
Nun zur eigentlichen Frage, was essen wir überhaupt?
Also, morgens gehen wir runter in den Innenhof und grasen ein wenig, schnappen den Vögeln die Samen weg, hoppeln dann auf das Feld vom Bauern, um die Salatblätter anzuknabbern, machen unser Mittagessen im Wald und sammeln Eicheln und Bucheckern und abends gibt es noch ein paar Gänseblümchen 😉 Kleiner Scherz, natürlich ist es so nicht, aber die Vorstellung gefällt mir.
Wie ein Leben ohne Herd funktioniert
Es gibt jede Menge Möglichkeiten quasi jedes Gericht zu veganisieren und durch die Gourmetrohkostküche kann man auch fast jedes Essen in einer Rohkostvariante machen. Es gibt wahnsinnig tolle Gerichte, die einen vom Hocker hauen, eine Explosion der Geschmacksnerven frei setzen, aber ich persönlich steh nicht für Gourmetrohkost. Ich versuche, jedes Lebensmittel in seiner natürlichsten Form zu essen, weil es mich frei und unabhängig macht. Auch mit nur wenigen Zutaten lassen sich tolle Sachen zaubern. Ein Kind vegan oder gar rohköstlich zu ernähren, ist den meisten Schulmedizinern oft ein Dorn im Auge, zu sehr ist der konservative Gedanke der Nahrungspyramide verankert. Wir machen es trotzdem, aber an dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass ich alles, was ich mache zwar mit Leidenschaft mache, aber nie fanatisch. In dem Fall der Ernährung bedeutet das vor allem für meinen Sohn auch mal Ausnahmen in Form von Kuchen bei angemessenen Anlässen oder anderes.
Abwechslungsreiche Ernährung ist der Schlüssel
Wer sich abwechslungsreich ernährt und einfach isst, worauf er Hunger hat, braucht auch keine Angst vor Mangelerscheinungen haben. Eine Rohkosternährung hat auch immer was mit Entgiftung zu tun und wenn wir lernen wieder auf unseren Körper zu hören und den Appetit auf bestimmte Dinge zu deuten, fügen wir unseren Körper wieder intuitiv das Richtige zu. Kinder haben diesen Instinkt noch viel deutlicher ausgeprägt und wir können gut von ihnen lernen.
Kohlenhydrate über Obst einnehmen
Habt ihr euch schonmal gefragt, warum Kinder dieses extreme Verlangen nach Süßem haben? Ich verrate es euch, es hängt mit dem Bedarf an Kohlenhydraten zusammen, denn Kinder brauchen gerade in den ersten 5-7 Jahren extrem viele Kohlenhydrate, um neue Abenteuer zu entdecken. Die meisten Eltern machen sich Gedanken, dass ihre Kinder zu wenig Gemüse essen, aber ich persönlich glaube, dass diese Angst unbegründet ist, denn Kinder brauchen doch in erster Linie Energie, die sie über Kohlenhydrate bekommen und diese finden sich nun mal vermehrt im Obst wieder. Wer gut mit Vitaminen versorgt, hat auch einen ausgezeichneten Enzymhaushalt.
Monomahlzeiten sind wertvoll
Mein Sohn liebt Monomahlzeiten, das heißt, ich biete ihm einen Teller mit verschiedenen Obst oder Gemüse an und oft isst er eine Sorte ganz schnell auf, während die andere einfach liegen bleibt und am nächsten Tag ist es genau andersrum. Was lernen wir also daraus? Jeder Tag bedeutet auch für den Körper andere Bedürfnisse und unsere Nahrung in ihren Urzustand zu uns zu nehmen, führt uns zurück in die Zeit, als wir noch mehr unserer Intuition vertraut haben und keiner Nahrungspyramide oder der Empfehlung von Nahrungsexperten.
Viele kleine Mahlzeiten bevorzugen
Wir essen viele Dinge über den ganzen Tag verteilt und es hat oft den Anschein als würden wir deutlich mehr essen, aber der Unterschied ist halt einfach, dass die Nährstoffe der Rohkost gut gekaut vom Körper einfacher zu verwerten und innerhalb von 1-2 Stunden fast vollständig den Magen passiert hat. Von daher gibt es eigentlich nicht mehr “die Hauptmahlzeit”, sondern eher viele kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt, da oft nach zwei oder drei Stunden wieder das Bedürfnis nach Nahrung da ist.
Wichtig an dieser Stelle ist, dass besonders zum Abend hin wirklich Monomahlzeiten bevorzugt werden sollten, da es da nicht zum Stau im Darm kommt und Bauchweh, Blähungen oder Durchfall die Folge sein könnten. Mir persönlich und auch meinem Sohn ist das zwar noch nie passiert, aber wir essen in der Regel auch nichts mehr zu sehr später Stunde 😉
Und so sieht ein Tag ohne Herd bei uns aus
Damit ihr mal eine Vorstellung bekommt, wie ein Tag ohne Herd aussehen kann, hier mal eine Auflistung:
- Frühstück, bestehend aus geschnippelten Obst wie zB 2-3 Bananen, ein Apfel, ein paar Nüsse und Samen, aufgegossen mit selbst gemachter Nussmilch.
- Zwischenmahlzeit Obst unserer Wahl.
- Mittag, bestehend aus einer großen Obstplatte und einer Hand voll Nüsse oder Gemüseplatte (für Kinder bevorzugt Möhren oder Tomaten wegen der Süße)
- Zwischenmahlzeit Gemüse oder ein Proteinshake aus Cashewnüssen und ein wenig Obst, vielleicht eine Banane oder ein paar Beeren.
- Nach Möglichkeit ausschließlich Gemüse, vielleicht mit einem Dip aus Cashewnüssen und Tomaten/Paprika.
Die wichtige Funktion der Blätter
Vielleicht ist es euch aufgefallen? Ich versuche zum Abend hin eher auf Gemüse umzusteigen, damit mein Sohn nicht nahe zum Schlafen gehen noch mit Energie voll gepumpt wird. Dabei bevorzuge ich aber eher die süßlichen Varianten wie Karotte, Tomate oder Paprika und das mit Dips verbunden auf Cashewnussbasis. Man sagt, als Rohköstler erhält man viele wichtige Nährstoffe über das grüne Blattgemüse, die wir aber verlernt haben richtig zu kauen und das ist einer der Gründe warum die grünen Smoothies so begehrt sind, hinzu kommt noch das wertvolle Chlorophyll aus den Blättern. Für Kinder, die nicht von Anfang an die grünen Smoothies kennen, ist es wirklich schwer sie daran zu gewöhnen und deshalb mische ich in den Shakes für meinen Sohn oft auch etwas grün mit rein, ein paar Blätter Spinat, Brennesseln oder Petersilie und fülle das in ein undurchsichtiges Gefäß 😉
Wie es im Alltag funktioniert
Im Kindergarten erhält mein Sohn gekochte veganes Essen, aber zuhause ist es kein großes Thema mehr und nicht selten verliert er sich in ein Kilo Erdbeeren und ist einfach nur glücklich 🙂 Wenn ich auf auf der Arbeit bin, gibt es wahlweise Rohkost oder auch Brötchen mit veganen Aufstrich.
Wenn euch mehr zu dem Thema Essensvorschläge interessiert, lasst es mich durch euer Kommentar wissen.
Wer mehr über Rohkost wissen möchte, dem lege ich diesen Blog wärmsten ans Herz und ich hoffe, ich konnte dir eine kleine Inspiration dazu geben, wie ein Leben ohne Herd funktioniert.
Liebe Steffi,
ich betrachte nun schon seit zwei Wochen deinen Blog, meist bewundernd, manchmal empört und ganz sicher auch nicht immer deiner Meinung, aber mit diesem Artikel hast du komplett meinen Geschmack getroffen. Ich selbst lebe seit 5 Jahren rohköstlich und der Hintergrund war auch eine Neurodermitis, die mich schon seit meiner Kindheit begleitet, manches Mal richtig schlimm und oft mit viel Cortison behandelt. Ich habe irgendwie damit gelernt, umzugehen und als ich dann in Berlin auf der Rohvulotion war, traf ich eine Gleichgesinnte, die ihre Erkrankung mit der Rohkost in den Griff bekommen hat. Es hat bei mir lange 8 Monate gedauert und ich hätte fast aufegegeben, ehe ich Früchte von meinem Handeln tragen konnte und heute bin auch ich annährend beschwerdefrei. Ich würde gerne mit dir in Kontakt treten, vielleicht können wir mehr Leuten diese Methode nahe legen. Denn was hat jemand, der Medikamente nehmen muss, um das Jucken und Spannen zu ertragen schon zu verlieren?
Rohe Grüße aus Berlin
Nadja
Ganz stark Nadja,
es freut mich natürlich besonders, dass du als Betroffene, deine Geschichte hier teilst. Vor allem, da du, wie du schreibst ja nicht immer meiner Meinung warst. Ich hab dir übrigens schon eine Email geschrieben und freue mich auf regen Kontaktaustausch 🙂
ich finde es gut so. solange ein kind nicht sagt das er mal was anderes möchte, so würde ich es lassen und wenn es dann irgendwann doch möchte, so soll er es probieren, warum nicht? so ist er eine erfahrung reicher und kann es vielleicht sogar ganz ausschließen, sobald er merkt das es ihm nicht gut tut hat er sowieso keine lust mehr darauf.
du bist auf den richtigen weg und ich bin sehr stolz auf euch, deine kleine schwester
Danke Jenny,
das bedeutet mir wirklich sehr viel 🙂
Wow, Respekt! Bist du denn wegen deinem Sohn auch umgestiegen auf rohkost, also zwecks Vorbild sein? Oder hat es bei dir andere Gründe? Ich finde es bewundernswert und toll, dass du auf die Medikamente verzichtest und nach Alternativen gesucht hast, die vielleicht umständlicher sind und mehr Aufwand erfordern.
Also in erster Linie bin ich wegen meinen Sohn umgestiegen. Es fühlte sich einfach nicht richtig an, ihm das vegane und rohköstöiche Essen zu servieren, während ich nichts verändere. Die Vorteile, die ich persönlich daraus zog, zeigten sich erst deutlich später. Für mich stand das Wohl meines Kindes wirklich im Vordergrund und wer will schon unnötig Medikamente geben, die sich zumindest in unseren Fall auch durch die Ernährung vermeiden lassen. Ich kann nur jeden dazu raten, es zumindest zu versuchen und wer weiß, was die Ernährung tatsächlich bewirkt?