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Ein neues Familienmitglied ist da

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Was kostet eine Geburt in

Wir haben Nachwuchs

Heute ist es endlich an der Zeit, ein neues Familienmitglied vorzustellen. Die kleine Mina hat im Dezember das Licht der Welt erblickt und seitdem unser Familienmodell gewaltig auf den Kopf gestellt. Wir als Eltern stehen jetzt besonders den Herausforderungen einer binationalen Partnerschaft gegenüber und die unterschiedlichen sozialen Prägungen sorgen für verschiedene Sichtweisen, auf die ich gern einmal eingehen möchte. All das passiert während Jannik seinen Status als Einzelkind aufgibt und seine Rolle als großer Bruder noch finden muss. Und weil mich so viele Nachrichten erreicht haben mit Fragen über unsere Situation und all den Veränderungen, habe ich mich entschlossen, in diesem Beitrag einmal auf all die Fragen einzugehen.

Wie kam es zu der Entscheidung, zur Geburt nach Deutschland zu kommen?

Diese Frage habe ich oft gestellt bekommen. Geplant war die Geburt in Deutschland zunächst nicht. Denn eigentlich sollte Mina in Malaysia zur Welt kommen und wir haben auch alles erdenklich mögliche in Bewegung gesetzt, um dies zu realisieren. Am Ende war es mir aber aus juristischen Gründen nicht erlaubt. Schon beim letzten Visarun habe ich geschummelt und meinen Bauch gut versteckt und wegen bereits vieler Ein- und Ausreisen hätte man uns fast nicht mehr rein gelassen. Offiziell darf man nach dem sechsten Monat der Schwangerschaft nicht mehr als Tourist einreisen. Bis dato hatten wir noch gehofft, es klappt mit dem Ehevisum und wollten eine Verlängerung bei der Immigration bekommen, damit die Kleine ganz entspannt in Malaysia zur Welt kommen kann und dann die ernüchternde Botschaft, Ehevisum abgelehnt und unser Visum sollte ein paar Tage vor Stichtag auslaufen. Finanzen und Visabedingungen der umliegenden Länder geprüft und so kam es dann am Ende zum Entschluss, dass die kleine Maus in Deutschland geboren werden soll. Von dem Moment an ging alles ganz schnell.

Wie habe ich das mit der Versicherung geregelt?

Kurze Antwort, gar nicht. Ein Anruf bei meiner alten Versicherung und es war schnell klar, dass wir uns für die Zeit nicht freiwillig versichern lassen können. Es hätte noch eine Möglichkeit gegeben über den kompletten Einstieg ins System, der für uns aber nicht in Frage kam. Zum einen ist es mir zuviel Aufwand gewesen im hochschwangeren Zustand, zum anderen bin ich einfach nicht der Typ dafür, denn seien wir doch mal ehrlich, in Malaysia hätten wir auch alle Kosten selber tragen müssen und sich zurück in das soziale Netz zu legen, weil man es einfach könnte, fühlte sich nicht richtig an. Und so sind wir als Selbstzahler nach Deutschland. Mutig, naiv oder verantwortungslos? Ich war im Vertrauen, dass alles gut wird und habe damit auch innerhalb meiner Familie und meines Freundeskreises deutlich polarisiert.

Was kostet eine Geburt in Deutschland?

Genau diese Frage habe ich mir auch im Vorfelde gestellt und leider wenig Informationen bekommen im Netz und auch die Krankenhäuser wollten sich nicht wirklich festlegen. Hinzu kam, dass nicht jedes Krankenhaus bereit war, mich ohne Versicherung zu behandeln und die, die dazu bereit waren wollten eine Kaution im Vorwege, was ich als völlig legitim empfand. Ich liste hier einmal die Möglichkeiten auf:
Stand.2019
Hausgeburt mit Hebamme 800 Euro (zzgl Vor- und Nachsorgebesuche)
Geburtshaus mit einer Übernachtung 1200 Euro
Ambulante Geburt im Krankenhaus ohne Übernachtung 1500 Euro
Natürliche Geburt im Krankenhaus mit 2-3 Übernachtungen 3100 Euro
Kaiserschnitt mit 3 Übernachtungen 5000 Euro
Die Preisangaben sind aus den Informationen entstanden, die ich persönlich eingeholt habe und können selbstverständlich variieren. Außerdem schließen sie Komplikationen aus. Sie dienen also lediglich einer Schätzung, welche Kosten bei einer geburt in deutschland ohne Krankenversicherung auf einen zukommen können.

Wie war unsere Geburtsreise?

Lange haben wir auf diesen Tag hingefiebert. Da Jannik per Kaiserschnitt zur Welt kam, habe ich mich letzten Endes für das Krankenhaus entschieden, in dem auch Jannik eigentlich zur Welt kommen sollte. Wie weise diese Entscheidung war, sollte ich bald merken. Mein Bestreben war eine ambulante Geburt und so plante ich solange wie möglich zuhause zu bleiben. Als gegen Mittag die Wehen einsetzten, war ich guter Dinge und freute mich, das es endlich los ging. Schließlich waren wir schon einige Tage über den Termin. Gegen Abend waren dann die Abstände extrem kurz ohne dass ich das Gefühl hatte, es geht voran und so machten wir uns zur Kontrolle auf den Weg ins Krankenhaus. Es stellte sich dort nach mehrmaligen CTG heraus, dass die Kleine Maus massiv unter Stress stand und der Oberarzt uns aufgrund der auffälligen Indikation zu einem Kaiserschnitt riet. Kurz brach eine Welt für mich zusammen, denn ich wollte es so sehr natürlich schaffen. Nun ging es aber um die Gesundheit der Kleinen, der Arzt ist absoluter Befürworter der natürlichen Geburt und wir entschieden uns für den nun doch sehr eiligen Kaiserschnitt. Zwischen den Moment, in dem ich meine Zustimmung gab und der Moment, in dem ich die kleine Mina in den Armen hielt, vergingen gerade mal 10 Minuten. Unter der Operation stellte sich dann heraus, dass die Plazenta unser Baby unter den Wehen aufgrund von Verkalkungen nicht mehr versorgen konnte. Ich bin dankbar für die Gelassenheit der Ärzte, die mir zu keinem Zeitpunkt Panik suggerierten, für eine tolle Hebamme, die die Kreislaufprobleme der Kleinen mit einem tollen Bonding überbrückte und ein absolut babyfreundliches Krankenhaus. Erst bei der Entlassung hat man mir gesagt wie knapp es wirklich für die kleine Mina war. Und auch wenn diese Geburt unser Budget überstiegen hat und wir das nur mit der Hilfe von lieben Menschen stemmen konnten, würde ich nicht einen Cent weniger für das kleine Wunder zahlen.

Wie geht es uns als Familie jetzt?

Die ersten Tage waren anstrengend. Nicht wegen der Kleinen, sondern eher weil ich regelrecht die Brocken fühlen konnte, die nach all dem Stress von mir abfielen.Zwar wissen wir immer noch nicht wie es genau bei uns weiter geht aber die Kleine hat es geschafft und si eist gesund un dich bin im Kreise meiner Familie und Freunden. Nun stehen wir aber erstmal vor ganz anderen Herausforderungen. Zum einen musste Jannik nun seinen Status als Einzelkind nach neun Jahren aufgeben, was extrem hart für ihn ist und zum anderen haben wir als binationales Paar nicht unbedingt in jeder Hinsicht die gleiche Meinung. Jannik lernt nun ganz langsam, dass seine Bedürfnisse gesehen werden aber nicht so schnell gestillt werden können wie es vorher war. Natürlich kommt da auch Unsicherheit und Eifersucht als ein ganz neues Gefühl auf ihn zu aber wir tasten uns ran und versuchen unser bestes, dass er sich schnell in die Rolle als Bruder einfindet.

In Malaysia ist es üblich, dass die Frauen sich um die Kinder kümmern, das bedeutet im Umkehrschluss, dass die Männer hier kein Know How haben was das angeht, weil sie eben genauso geprägt sind. Es fehlen ihnen schlichtweg die Vorbilder. Ich bin froh darüber, dass mein Mann aktiv dabei sein will, mit allem, was dazu gehört aber es kostet mich eben auch Geduld und Verständnis. Dinge, die ich bei einem Europäer voraussetzen würde, kann ich von ihm nicht erwarten, denn wir sind einfach anders sozialisiert. Das birgt Konfliktpotenzial aber ist nicht unüberwindbar.

Wie geht es jetzt bei uns weiter?

Seit ein paar Wochen sind wir zurück in Malaysia auf Penang. Noch bis zur Grenze habe ich gezittert ob wir wieder rein gelassen werden und mir ist ein großer Stein vom Herzen gefallen als wir malayischen Boden betreten haben. Unsere dreitägige anreise mit Zwischenstop in Bangkok und einer 18 Stunden langen Zugfahrt hätte genau hier beendet sein können aber wir haben es geschafft. Leider klappt es auch diesmal nicht mit dem Ehevisum trotz registrierter Ehe in Malaysia und so werden wir uns über kurz oder lang eine Lösung überlegen müssen. Wieder rumreisen wäre eine Option aber auch eine Rückkehr nach Europa steht mit oben auf der Liste. Während ich die letzten fünf Jahre meinem Herzen gefolgt bin, merke ich wie sich jetzt mein Verstand vermehrt zu Wort meldet. Ich kann abschließend noch nicht sagen, was es mit mir macht und ob das gut oder schlecht ist aber ich will hinhören. Mein Ziel ist es dennoch, eine Mitte für uns zu finden. Lange Zeit hatte ich Angst und konnte mir eine Rückkehr nach Deutschland nicht mehr vorstellen, jetzt ziehe ich es tatsächlich phasenweise in Erwägung. Aber eines weiß ich, es wird nie wieder so sein, wie ich es verlassen habe. Diese ganze Reise hat mich stärker gemacht, hat mir die Stimme meines Herzens wieder gezeigt und ich habe meinen Horizont bis aufs Maximum erweitert. Ich habe Jannik eine selbstbestimmte Grundschulzeit ermöglicht und er wird noch viele Jahre davon zehren können. Du siehst also, eine Rückkehr ist nicht ausgeschlossen aber zunächst versuchen wir über Visaruns solange wie möglich noch hier zu bleiben, um die Leihgaben zurück zu zahlen und wieder Ersparnisse für einen Neustart zu haben.

Stephi
Alleinerziehend.Reisesüchtig.Freiheitsliebend.Alternativ.

1 Comment

  1. Wow. Du bist so mutig! Ich weiß nicht, ob so eine unsichere Zukunft was für mich wäre. Ich brauche mindesten Plan A, B, und C und dazu noch ein sicheres Netz falls wir fallen sollten. Und bei den Kosten einer Geburt habe ich ganz schön geschluckt. Ich wusste nicht, dass die soooo teuer sind.

    Meinen Respekt!

    Liebste Grüße
    Dani

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