Auf den Spuren von Astrid Lindgren
Oder wie Karlson aufs Dach und nach Stockholm kam
Es ist mal wieder soweit, ein langes Wochenende steht an, der Alltag hat wieder Überhand genommen und überhaupt, ich muss mal wieder raus ! Da wird nicht lange gefackelt, es geht sofort an die Flugsuche und innerhalb kürzester Zeit steht unser Ziel fest, es geht nach Stockholm mit einem unschlagbaren Flugangebot von Ryanair für gerade mal 80 Euro hin und zurück für zwei Personen.
Billigairlines zu nutzen, bedeutet natürlich auch Abstriche zu machen. Alles an Bord ist kostenpflichtig und wer noch Gepäck aufgeben muss, spart am Ende auch nicht besonders viel. Da wir aber fast jede Reise nur mit Handgepäck antreten, profitieren wir einfach nur von einem Wahnsinnspreis mit wenig Serviceerwartung. Die beste Reisezeit nach Stockholm ist zwar der Spätsommer um den August herum, aber auch Ende September ist es noch sehr schön und farbenfroh.
Der Flughafentransfer von Skavsta in die 100 km entfernte Innenstadt Stockholms kostet für Hin-und Rückweg 25 Euro, wobei Kinder ohne eigenen Sitzplatz frei sind, welchen sie natürlich trotzdem nutzen, weil der Bus in den seltensten Fällen ausgebucht ist. Einen Städtetrip mit einem Regentag zu beginnen, hat mittlerweile Tradition und juckt uns auch schon gar nicht mehr. Ich entscheide mich, mir vor Ort für weitere 25 Euro ein 3-Tages-Ticket für die öffentlichen Verkehrsmittel zu kaufen. Damit haben die Transfer- und Transportkosten schon fast den Flugpreis gesprengt, kein Wunder bei 25 % Mehrwertsteuer.
Unsere Hostfamilie wohnt in einem nördlichen Randbezirk von Stockholm und der Weg dorthin gestaltet sich etwas schwieriger als gedacht, weil der Bus die einzelnen Haltestellen nicht anzeigt und sowieso auf schwedisch alles gleich klingt. Nach einer Stunde ist der Weg von der Haltestelle zu unseren neuen Freunden dann geschafft und ich treffe auf eine Familie mit deutschen Wurzeln, chilenischem Blut und Schweden im Herzen.
Eine überaus interessante Geschichte der Mutter, dessen Großeltern im Zweiten Weltkrieg nach Chile ausgewandert sind, dort eine Farm mit Permakulturbetrieb aufgezogen haben und die ihre Herkunft wegen der angespannten Lage verheimlichten, dessen Tochter sich selbst das Deutsch akzentfrei beigebracht hat, ihren Kindern mit einem Chilenen hochdeutsche Namen gab und dann ihr Herz in Schweden verloren hat. Ich liebe diese Geschichten des Lebens, über die man Bände schreiben könnte, aber zurück zu Stockholm.
Wer in Stockholm ist und nur halb die Geschichten von Pipi Langstrumpf oder Karlson vom Dach im Kopf hat, dazu noch mit Kindern dort ist, darf eines nicht versäumen, Junibacken, das beliebteste Kindermuseum Schwedens.
Ich habe irre viel Glück und bekomme Freikarten geschenkt, ansonsten kostet der Eintritt 18 Euro für Kinder ab 2 und 16 Euro für Erwachsene. Ein wirklich stolzer Preise, aber jeden Cent wert, denn hier erlebt man auch als Erwachsener, vor allem in der Märchengondelfahrt, die Kinderträume einmal neu, als wäre man wieder 5 Jahre alt.
Allein in der Eingangshalle verbringen wir Stunden, wo kleine Häuser aus den Geschichten von Astrid Lindgren nach gebaut wurden und Kinderherzen höher schlagen lassen. In einem weiteren Raum, gleich nach der Gondelfahrt kommt die Villa Kunterbunt und so gar der kleine Onkel in Echtgröße. Auf dem Dach überlegen wir gemeinsam wie Karlson darauf kam. Ach ja,es war der Propeller an seinem Kopf 😉 Jannik liebt diesen Ort und wir bleiben noch bis zur Schließzeit.
Den nächsten Vormittag verbringen wir in Gamla Stan, schwedisch für Altstadt mit ihren kleinen engen Gassen und bekommen einen Trompetenzug vor dem Schloß mit, von dem Jannik sehr beeindruckt ist. Am Nachmittag treffen wir uns mit unserer Gastgeberin und gehen nach Skansen, in das weltweit erste Freilichmuseum.
Das ist ein idealer Familienort mit den alten Häusern und den leidenschaftlichen Schauspielern, die einem das Gefühl von Mittelalter absolut authentisch machen. Auch hier komme ich durch eine Freikarte um den Eintrittspreis von 12 Euro herum und wir genießen einen mittelalterlichen Tag mit vorbeiziehender Kutsche und Eichelbrot, betrachten Elche, jagen Hühner und pumpen Wasser.
Ich finde das Freilichtmuseum wirklich sehr gut gelungen, welches sich auf eine sehr große Fläche ausbreitet und sich durch die Schauspieler sehr authentisch anfühlt, es finden auch regelmäßige Auftritte von Musikklassen in Mittelaltertracht, Kochkurse und weitere Veranstaltungen, die einem das ganz besondere Gefühl geben, hier ein paar Hundert Jahre zurück abgesetzt worden zu sein.
Am letzten Tag leihen wir uns an der Brücke nach Djurgarden im Sjöhcafe ein Fahrrad für zwei Stunden aus und durchradeln so die Halbinsel für 12 Euro. Die Radwege sind hier gut ausgeschildert, man bekommt an vielen Stellen Infos und kleine Maps in dem Park, der von Katarinevägen zu erreichen ist.
Zu dieser Jahreszeit sind besonders die bunten Farben der Blätter in Verbindung mit dem noch grünen Teil der Natur, die den Winter überleben könnten, besonders schön, wenn dazu noch die Sonne sie beleuchtet. Stockholm besteht aus verschieden kleinen Inseln und diese mit dem Rad zu erkunden,von Brücke zu Brücke zu radeln, macht besonders großen Spaß.
Fazit: Stockholm begegnet mir aufgrund der hohen Mehrwertsteuer als eine sehr teure Stadt und die Kosten für einen dreitägigen Aufenthalt inklusiv allen Nebenkosten lag bei 210 Euro, wobei hier nicht einmal Unterkunftskosten und verschiedene Eintrittsgelder gezahlt werden mussten. Schätze mit Kosten für ein Hostel und Eintrittsgeldern würde man gut 400 Euro ausgeben.
Wer aber mit Kindern reist und ein wenig Geld übrig hat, sollte Stockholm auf seine Bucket-Liste nach oben setzen, denn es ist absolut kinderfreundlich, es gibt wahnsinnig viel zu sehen und zu erleben für Kinder, und das Gefühl ein echter Wikinger auf Durchreise zu sein, ist unbezahlbar 😉
Dinge,die mit Kindern noch gut zu besuchen sind, aber wir zeitlich nicht geschafft haben, sind z.B. das Aquarium Stockholm, das Grönalund, oder eines der vielen verschiedenen Museen, die fast alle sehr kinderfreundlich sein sollen mit Mitmachaktionen.
Was in Schweden noch wichtig zu wissen ist, man lässt Kinder nicht weinen oder unglücklich sein.
Die Schweden legen großen Wert auf glückliche Kinder und das bedeutet bedürfnisorientierte Behandlung in fast jeder Lage.
Es ist äußerst selten, dass man ein Kind voller Wut auf den Boden stampfen sieht oder tränenunterlaufen vorm Eisstand, was nicht bedeutet, dass die Kinder alles bekommen, die Schweden lösen die Probleme nur etwas anders und nehmen die Sorgen und Ängste der Kleinsten sehr ernst.
Und das sagt Marco Polo dazu….
Hey, wie bist du denn auf die Freikarten gekommen ? Hast du die irgendwo im Vorfeld besorgt?
Liebe Katharina,
tatsächlich war das mehr als nur Zufall und Glück, denn meine Hostfamilie hatte welche über von einer Veranstaltung, wo sie vorher ein ganzes Paket gewannen. Aber auch das passiert einen auf Reisen,man wird eingeladen, bekommt Dinge ausgeliehen oder geschenkt. Gerade über Couchsurfing ist das echt keine Seltenheit. Das gehört irgendwie zum Reisegeist dazu 🙂
Aber unabhängig davon ist es für Städtetrips auch manchmal ganz sinnvoll, sich im Vorfelde mit den Sehenswürdigkeiten zu beschäftigen, die man besuchen möchte und evtl Rabatte zu erhalten oder Kombitickets über den Newsletter zum Beispiel oder Fahrkarten, die dann diese sogenannten Citypässe sind. Eine freundin hat grad mal im Leipziger Zoo vor ihren Urlaub ne Mail hin geschickt, dass sie das ihrere Tochter gern zum Geburtstag schenken würde, aber eigentlich nicht genug Budget dafür hat, das Ende vom Lied war dann eine Freikarte für die Kleine und sie musste halt nur für sich bezahlen. Ich denke, wenn man offen fragt und das von Herzen, gibt es da oft noch Wege.
Ich lasse ja nie eine deiner Geschichten aus und ich habs wieder getan .!!!..gelesen… und ich wäre gerne dabei gewesen einmal sich fühlen wie 5 Jahre.Du machst wirklich tolle Sachen mit Deinen Sohn.
lieben gruss aus Hamburg
Lieben Dank für das reizende Kommentar. Fünf sein ist soooooo toll. Bis bald
das ist schön geschrieben habe Dank dafür ich lese gerne hier diese Seiten bin sehr beeindruckt.