Der größte Kratersee der Welt – Lake Toba mit Kind
Lake Toba mit Kind….am größten Kratersee der Welt
Sumatra sollte unser größtes Abenteuer sein und wir hatten viel vor. Der 87 km lange und 27 km breite weltweit größte Kratersee der Welt entstand vor über 70.000 Jahre nach einem Erdbeben und dem vermutlich größten und einflussreichsten Vulkanausbruch, der bekannt ist. Es gibt so gar Theorien, dass der darauf folgende vulkanische Winter erst die Klimabedingungen für Menschenleben schaffte. Der See ist so groß, dass er eine Insel beherbergt namens Samosir, die selbst so groß wie Berlin ist. Und hast du gewusst, dass Sumatra die sechstgrößte Insel der Welt ist? Das merkst du spätestens dann wenn du vor Ort mal eben zum nächsten Ort willst. Warum wir am Ende unsere drei Wochen am Lake Toba verweilten und welche Lehren ich daraus gezogen habe, möchte ich dir heute einmal erzählen.
Wie komme ich zum Lake Toba mit Kind
Ich muss gestehen bevor feststand, dass wir nach Sumatra weiter reisen, hatte ich über den Lake Toba tatsächlich nur einmal gehört und deswegen stand er auch nicht wirklich weit oben auf meiner Liste. Die Anfahrt zum Lake Toba war die wohl schlimmste, die ich je erlebt habe. Hier kannst du sie gerne nochmal nachlesen. Deswegen empfehle ich jedem, der zum Lake Toba möchte eine Anreise über Medan, um den Weg einfach etwas zu verkürzen und etwas angenehmer für die Nerven zu gestalten. Es gibt zwei Möglichkeiten nach Samosir (Insel auf dem Lake Toba) zu kommen. Zum einen der Weg vom Westen aus über eine Brücke und zum anderen vom Osten des Sees in Parapat mit einer Fähre (15.000 IDR). Wir sind von Parapat mit der Fähre rüber. Schau unbedingt im Vorwege, wo du hinwillst weil es unterschiedliche Fähren gibt. Der wohl beliebteste Ort ist Tuk Tuk und auch dort geht es für uns hin.
Tipp: Bitte vorher etwas buchen falls du in der Hochsaison hinreißt. Wir hatten Glück weil es Nebensaison war aber mussten dennoch das Resort nach fünf Tagen wechseln. Wirklich schön aber total abgelegen war es in Tuk Tuk Timbol (geführt von einer Holländerin) und auch das Liberta Homestay ist eine tolle und sehr günstige Wahl direkt im kleinen Dorf Tuk Tuk.
Tuk Tuk am Lake Toba….ein kleiner Hippieort im Kratersee
Tuk Tuk ist ein wirklich kleiner überschaubarer Ort auf der Insel Samosir. Wer sich hierhin verirrt, bleibt meist länger wenn es der Zeitplan zulässt und genauso ist es auch uns ergangen. Der eigentliche Plan sah eine Woche Lake Toba mit unserer Freundin vor doch als sie abreist, bin ich noch nicht bereit weiter zu ziehen. Das schlechte Wetter im Umkreis macht Bukit Lawang als nächstes Ziel auch nicht wirklich interessant für mich. Also bleiben wir erstmal und genießen ein wirklich angenehmes, ja fast schon frisches Klima mit See vor der Haustür. Man merkt der entspannten Atmosphäre noch deutlich den alten Hippiegeist an.
Aber was genau macht man eigentlich am Lake Toba mit Kind?
Das ist eine wirklich gute Frage. Eigentlich kann man hier gar nicht so viel machen außer schwimmen gehen, Jetskie oder Bananenreiten, wandern, spazieren, mit dem Roller die Insel umfahren, wunderschöne Batakhäuser mit ihren geschwungenen Dächern bestaunen, auf den Spuren der Kanibalen ein Stück Geschichte lernen, Wasserfälle bestaunen, die Wochenmärkte der Inseln abklappern, eine farbenfrohe Pflanzenwelt erkunden, überall der fröhlichen Musik und dem “Horas” zu lauschen…ach ja, eine Sache ist wirklich schlecht auf Samosir und das ist das Essen. Eigentlich unbegreiflich denn die Insel bietet so viele Schätze aber wenn man bedenkt, dass es bei den Bataks immer noch in Blut eingekochtes Schwein und Hund auf der Speisekarte gibt, denkt man vielleicht unweigerlich an die gruseligen Kanibalengeschichten und wundert sich auch über eine schlechte Küche nicht mehr. Wer hier fried Noodles bestellt, bekommt nicht selten Instantnudeln aus der Fertigmischung in der Pfanne angebraten aber zumindest die Kräuter on Top kommen aus heimischen Gebieten. Dafür gibt es hier am Lake Toba die bislang größten Avocados, die ich je gesehen habe und so ist es nicht schwer, sich selbst mit Rohkost zu versorgen.
Lake Toba mit Kind und wie wir uns die Zeit tot schlagen
Unsere Tage sind fast schon langweilig aber tatsächlich machen wir nichts weiter als zu schwimmen und so viel es geht fußläufig zu erkunden. Ich kann es schwer einschätzen wie sich Tuk Tuk in der Hauptsaison präsentiert aber jetzt in der Nebensaison wirkt es wie eingeschlafen und trotzdem irgendwie grad genau das, was wir brauchen. Im Liberta Homestay lernen wir tolle Menschen kennen und treffen auf die ausgefallensten Persönlichkeiten, die sicher nicht ganz unschuldig an unserem langen Aufenthalt hier sind. Ich werde das Gefühl nicht los, hier jenseits von gut und böse zu sein, irgendwie komplett in einer anderen Welt, es hat etwas magisches und ganz beruhigendes auf mich.
Magic Mushroom am Lake Toba
Zieht man durch die Ortschaft fällt vor allem eines auf, niemand stresst sich hier und es gibt an jeder Ecke Magic Mushrooms. Ein verückter Amerikaner, dessen Namen ich immer noch nicht kenne weil er mir jeden Abend einen anderen sagt, genießt die Pilze jeden Abend und tanzt im Anschluss nicht selten mit den Fischernetzen in die Nacht hinein. Irgendwie ist er mir sympathisch weil er so ist wie er ist und auch trotzdem ich weiß, dass ihn diese Pilze zu dieser extrovertierten Person machen, die er ohne nicht sein würde. Er erzählt mir von einem Filmprojekt, es geht um Zeitwahrnehmung und er plant ein Interview mit mir, welches er nie umsetzt. Er verspricht Jannik das gemeinsame Angeln, während seine Netze nie den perfekten Standard haben, um das Angeln auch umzusetzen. Eigentlich ist er genau das, was sich niemand unter einer verantwortungsvollen und zuverlässigen Person vorstellt und doch ist er für mich die perfekte Assoziation mit dem Lake Toba. Das chillige, das aufgedrehte, das verruchte und das natürliche….
Eine Liebe und Zwiespalt zu Lake Toba mit Kind
Ja, ich habe mich schnell in den Lake Toba verliebt aber es gab Gründe, warum ich es auch nicht mehr ertragen habe, warum ich fliehen wollte und warum Sumatra einfach grad nicht zu uns gepasst hat. Wir machen einen Tag einen Ausflug, wollen einen der Wasserfälle erklimmen und folgen eine Gruppe einheimischer Kinder, die uns den Weg leiten. Dass es die Nacht davor etwa 10 Stunden geregnet hat, habe ich längst vergessen aber der Boden kann sich noch gut dran erinnern und so kapiere ich viel zu spät in welch großer Gefahr wir uns befinden. Obwohl ich gleich zu Beginn des Weges ein komisches Gefühl habe, lasse ich mich von den drei barfusslaufenden Kids blenden und glaube wir sind absolut sicher wenn die es barfuß schaffen. Nachdem wir also fast ankommen, passiert es….Jannik rutscht ab, nur etwa einem Meter von mir entfernt und doch so weit weg von mir. Er greift in letzter Sekunde eine Wurzel, der Abgrund ist tief aber erdig. Ich versuche in Windeseile die Situation zu erfassen, kann ihm nicht helfen denn durch das Abrutschen ist der Weg zu schmal, eines der Kinder schafft es dann ihn an seinem Arm hoch zu ziehen. Der Schock sitzt mir tief und ich breche sofort ab, ich will nur noch weg, realisiere ich doch wie brenzlig das grad war. Aber der Abstieg hält noch viel mehr Gefahren für uns bereit. Unsere Fußspuren haben einen noch rutschigeren Untergrund hinterlassen, unsere Schuhe sind dem bei weitem nicht mehr gewachsen, an vielen Stellen rutsche ich schon einige Meter auf dem Hintern runter, wir laufen nun auch barfuß den Abhnag hinunter und während ich noch auf halber Strecke auch fast hinunter stürze, bin ich am Ende mehr als nur dankbar, dass wir außer ein paar Kratzern und extrem matschiger Kleidung nichts davon getragen haben. Noch zwei Nächte suchen mich Alpträume heim und ich habe schwer dran zu knabbern. Das schlimmste für mich war die Tatsache, ihm nicht helfen zu können. Ich merke, etwas hat sich verändert.
Bereits zwei Tage später fällt Jannik beim Spaziergang in eine Regenrinne und wieder bin ich alleine nicht in der Lage, ihn raus zu helfen. Ich muss einen Autofahrer anhalten, der mit mir gemeinsam Janniks Arme greifen kann. Wieder bleibt er unbeschadet und mir geht es erneut schlecht. Ich versuche die Dinge zu verarbeiten.
Hundefleisch am Lake Toba
Als wir dann am nächsten Tag unwissentlich Hundefleisch zu uns nehmen, merke ich ganz deutlich, ich muss hier weg. Wir halten an einem Restaurant während eines Regengusses und fragen nach einer Suppe, die sprachliche Barriere ist groß aber zumindest Suppe versteht man hier. Auch wenn wir vegane Kost vorziehen, sind wir mittlerweile doch wieder zu Allesessern auf unserer Reise geworden. Wir löffeln also brav die Suppe mit Fleischeinlage und jannik knabbert noch am letzten Stück Fleisch als ein Einheimischer rein kommt. “Oh, you like dog?” tönt es aus seinem Mund und ich betrachte den Hund, der unterm Nachbartisch sitzt und nicke freundlich….”yes, its a really cute dog” antworte ich. Er schüttelt seinen Kopf und zeigt auf unseren Teller…”no, no…your soup. You like dog?”. Und ich beginne zu begreifen. Normalerweise sind die Restaurants gekennzeichnet, die Hunde- und Schweinefleisch anbieten mit B1 und B2 aber diese Kennzeichnung fehlte hier gänzlich. Ich glaube, das schlimmste für mich war, dass ich wieder einmal in so kurzer Zeit, keine Kontrolle über eine Situation hatte, in der ich mich nicht wohl fühlte. Nachdenklich fahren wir zurück zum Homestay und ich spüre einen dicken Kloß im Hals. Wie schafft es ein Ort innerhalb so kurzer Zeit mir meine Ängste so nachhaltig zu spiegeln? Ich habe das Gefühl, gehen zu wollen und zwar genau jetzt.
Die Wende am Lake Toba mit Kind
Noch am gleichen Abend prüfe ich meine Emails und sehe eine Email, die auch ein Zeichen ist. Schon vor längerer Zeit kam einmal etwas eher wages aber nun ist es spruchreif, mit einer Reiseagentur wird es nach Myanmar gehen und ich packe noch am selben Abend unsere Sachen. Ich will nicht sagen, dass es generell ein falscher Ort für uns ist aber was auf jeden Fall stimmt, ist der falsche Zeitpunkt. Sumatra hat grad jetzt nicht gepasst, vielleicht war es der Regen, vielleicht war es der Moment aber es sollte jetzt beendet werden. Dass wir die größte Hürde noch vor uns haben, ahne ich zu diesem erlösenden Moment noch nicht. Unsere Busfahrt nach Dumai. Diesmal will ich schlauer sein, organisiere mir alles selbst und investiere dort, wo ich es für richtig undwichtig halte. Und doch klappt es nicht. Wieder erleben wir eine Panne und einen lebensmüden Busfahrer, der absolut ohne Verstand in die Überholmanöver geht, dem es auch nicht stört, dass wir unterwegs schon an einem umgestürzten Bus mit weißen Tüchern vorbei fahren und bei dem gar die Einheimischen aufstehen, um ihn würgen zu wollen. Ich kann dieses Gefühl nur schwer beschreiben, das jedoch, was ich fühle, als wir den Busbahnhof in Dumai erreichen und mir ein vetrauter Tuk Tuk fahrer im Rücken steht, das ist befreiend. Ab jetzt denke ich nach vorne, will vergessen aber auch kritischer werden und eines stellt sich auch noch ein, die Vorfreude auf Myanmar.
Warst du schonmal am Lake Toba mit Kind? Was waren deine Erfahrungen? Hinterlasse mir gerne einen Kommentar. Hast du gewusst, dass wir ganz ohne Ersparnisse reisen? Hier kannst du sehen wie du uns auch passiv mit deiner nächsten Reise oder einer Bestellung unterstützen kannst.
Du brauchst mehr Infos zu Sumatra und der indonesischen Kultur? Hier folgt eine Sammlung an unterhaltsamen Werken, Reiseführern und andere Beiträge:
- Hier gibt es ein tolles *Buch über die indonesische Kultur.
- Der ultimative *Reiseführer ist meiner Meinung nach der von Stefan Loose.
- Der Loneley Planet ist in jedem Fall ein *Klassiker.
- Das sagt Wiki dazu.
- Auf Indojunkie findest du auch einen tollen Beitrag zum Lake Toba.
Oh ich bin ganz enttäuscht, wenn ich das lese. Möchte auch unbedingt nach Sumatra und stelle es mir wunderschön vor.. Schade, dass du so eine Erfahrung gemacht hast und umso besser dass alles glimpflich ausgegangen ist. Warum seid ihr nicht innerhalb Sumatras weitergereist?
Liebe Tina,
danke für deinen Kommentar. Sei nicht enttäuscht, es ist eine ganz subjektive Erfahrung und ich kann es schwer beschreiben aber das Timing schien einfach nicht unsers zu sein. Ich wollte gern innerhalb weiter reisen aber es regnete viel und die Wege sind einfach nicht zu unterschätzen. Die Gefahr einen ganzen Tag mit einem wahnsinnigen Busfahrer für am Ende schlechtes Wetter und damit verbunden nicht das zu tun, was man gerne möchte, war mir zu dem Zeitpunkt einfach zu groß. Ich bin mir ganz sicher, wir werden nicht das letzte Mal auf Sumatra gewesen sein denn soviele Ziele stehen noch offen. Vor allem Bukit Lawang und Pulau We stehen ganz oben auf meiner Liste. Also bitte bitte lass dich von meinem Bericht nicht abhalten diese wunderschöne Insel zu erkunden denn ich bin mir ganz ganz sicher es war bei uns wirklich nur der falsche Zeitpunkt aber auch das gehört eben zu einer solchen Reise dazu, es zu erkennen.
Fahr unbedingt auf diese Insel. Es lohnt sich.war ebenfalls mit Kind vor 2 Jahren dort.
Dem kann ich nur zustimmen. Samosir Island ist toll und wunderschön und was uns passiert ist hatte null mit der Insel und den Menschen zu tun. Also mach unbedingt deine geplante Reise.
Oh man, ich kann total nachfühlen, wie es war, als du deinem Kind nicht helfen konntest und es in Gefahr war. Mich würde es auch verrückt machen und ich hoffe, dass es dir hilft spätere Situationen besser einzuschätzen. Alles Gute und always good travels, Nina